Das Hufe geben ist für einige Besitzer von jungen Pferden ein echtes Problem. Neben mangelnder Kooperation und Angst gibt es auch Pferde, die sogar ausschlagen und letztendlich dem Menschen sogar gefährlich werden. Spätestens wenn ein junges Pferd erwachsen wird und nie wirklich gelernt hat, die Hufe zu geben, kann die Beziehung Pferd-Mensch schwierig werden. Hufe müssen zwangsläufig gepflegt werden und diese Übung gehört deshalb zum Fohlen ABC.

Verständnis für das Pferd

Wir haben einige Jungpferde bei uns auf der Noriker Ranch, darunter auch Absetzer. Uns ist wichtig, dass die Pferde von Anfang an lernen, was später für sie und ihre Besitzer wichtig sein wird und die Grundlage für weitere Ausbildung bildet. Einige Fohlen sind sehr aufgeschlossen, unvoreingenommen und lernen schnell. Andere sind sehr vorsichtig und eher ängstlich. Hier braucht man viel Geduld und Verständnis für das Pferd. Warum mögen es Pferde nicht, die Hufe zu geben? Weil es eigentlich völlig unnatürlich für sie ist. Auf drei Beinen zu stehen, bedeutet gerade für junge Pferde Gefahr die Balance zu verlieren. Es handelt sich um instinktiven Selbstschutz und nicht um Böswilligkeit. Zunächst sollte man das verstehen und weder sich noch das Pferd unter Druck setzen. Bestrafung und Gewalt ist hier auch völlig fehl am Platz und kann für das zukünftige Verhalten des Pferdes einen negativen Einfluss haben. Vielmehr sollte man dem Tier zeigen, dass es keine Angst haben muss und es eine positive Bestärkung erfährt, wenn es mitspielt und dem Menschen vertraut.

Schritt für Schritt zum Hufe geben

Mona ist so ein Pferd, das zunächst sehr vorsichtig und sensibel ist. Sie hat nicht nur die Hufe nicht gegeben, sondern auch getreten, um der „Tortur“ zu umgehen. Aus Selbstschutz hast sie instinktiv versucht sich gegen den Griff nach den Hufen zu wehren. Also haben wir schrittweise geübt und möchten Euch an diesen Übungen teilhaben lassen. Vielleicht hilft es ja auch anderen weiter.

  1. Berühren und Streicheln:
    Alles zurück zum Anfang. In Monas Fall haben wir zunächst die Berührung durch den Menschen an sich geübt und sie damit vertraut gemacht. Unterm Bauch, an den Schultern, an den Beinen. Das ganze rhythmisch aber ruhig. Um einen Abstand zu wahren kann man dafür auch zunächst eine Gerte oder einen Stick verwenden. Wenn das Pferd unruhig wird, tänzelt usw. sollte man auf keinen Fall damit aufhören, sondern erst wenn es ruhig steht. Es wird nur dann positiv verknüpft. Wenn das auf beiden Seiten gut klappt, geht es weiter mit Schritt zwei.
  2.  Vorderbeine heben:
    Die Vorderbeine sind für das Pferd einfacher, daher beginnen wir damit. Wir nehmen wieder entweder eine Gerte oder einen Stick und konzentrieren uns dieses Mal mit den Impulsen nur auf die Vorderbeine in etwa auf Höhe des Fesselkopfes, so lange bis das Pferd das Bein von selbst hebt. Das üben wir so lange, bis das kontrolliert und nicht mehr reflexartig passiert. So übt man zusammen mit dem Pferd auf drei Beinen zu stehen und auf Anweisung das Bein zu heben.
  3. Hufe aufnehmen:
    Wenn Schritt zwei gut klappt kann man langsam versuchen, mit der Hand den Huf aufzunehmen. Dabei sollte man nicht zu hoch ziehen, sondern auch hier erst langsam steigern. Wenn das Pferd den Huf wieder absetzen will, sollte man es lassen und gleich wieder aufnehmen. Wenn die Phase länger wird, dann selbst den Huf wieder absetzen und das Pferd loben. Wie lange das dauert hängt natürlich vom Pferd ab. Hier braucht man unter Umständen echt Durchhaltevermögen. Man sollte auf keinen Fall dazu tendieren aus Ungeduld zu Zwang über zu gehen, das kann das Vertrauen wieder zerstören und im schlechtesten Fall kann man wieder von vorne anfangen.
  4. Hufkratzer:
    Wenn alles bisher gut geklappt hat, kann man den Hufkratzer nehmen und testen, wie das Pferd reagiert, wenn man den Huf damit berührt und klopft. Das ist auch wichtig, um dann die Arbeit des Hufschmiedes zu gewöhnen. Je öfter man die Hufe mit dem Hufkratzer gesäubert und geklopft hat, desto routinierter wird das Pferd.
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Wenn alle vier Schritte mit den Vorderbeinen gut klappen, durchläuft man das Ganze genauso mit den Hinterbeinen. Es kann sein, dass es hier etwas länger dauert, da die Hinterbeine zu geben, für das junge Pferd ein größerer Balanceakt ist. Geduld belohnt allerdings mit einem Pferd, das später keine Probleme beim Hufschmied und der Hufpflege macht.

Wir hoffen, dass diese kleine Anleitung dem ein oder anderen helfen kann und freuen uns auch über Kommentare. Habt Ihr noch weitere Tipps oder evtl. andere Methoden?