Das Thema „PSSM“ ist spätestens seit 2015 auch ein großes Thema unter Noriker Besitzer geworden. Einige Pferdebesitzer haben nun ihre Tier testen lassen und oft ist der Schock zunächst groß, wenn man die Gewissheit hat, dass das Pferd den Gendeffekt trägt. Viele dieser Pferde müssen aber keine Symptome zeigen und können mit dem Gendefekt genauso leben wie andere Pferde. Dazu sollte man nur bei der Fütterung einige Dinge beachten.

PSSM-Symptomatik

PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie) ist eine Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels, bei der es zu einer großen Anreicherung von Mehrfachzuckern in der Muskulatur kommt. Ursächlich wird eine erhöhte Insulin-Reaktion der Muskelzellen bei PSSM erkrankten Pferden diskutiert, wie in amerikanischen Studien veröffentlicht wurde. Häufig werden Kreuzverschlag und PSSM in einem Atemzug genannt. PSSM ist aber von den auftretenden Symptomen nicht mit dem bekannten Lumbago (Kreuzverschlag) zu vergleichen und zu therapieren.

Symptomatische PSSMler sind oft steif in der Bewegung, Verspannt und besonders ruhig. Weiterhin können sie häufig stolpern, zittern nach der Arbeit, unverhältnismäßig schwitzen und plötzlich auftretende Lamheiten haben. Die sogenannte Sägebockhaltung und ein Abbau der Muskulatur können als Symptome dazu kommen. Bei einem PSSM Pferd ist der Stoffwechsel gestört und dies kann je nachdem die verschiedenen Symptome mit sich führen. Problematisch ist, dass PSSM Pferde mit unbekanntem Status mit Symptomen oft auf andere Krankheiten behandelt werden und dies die Situation oft noch schlechter macht. Beispielsweise wird bei Muskelabbau Futter gefüttert, das absolut ungeeignet ist und weitere Symptome begünstigt. Wir empfehlen als weiterführende Literatur diesen Artikel von THP Britta Vock, die sich intensiv mit der Thematik beschäftigt hat und sehr detailliert beschreibt, was bei PSSM im Pferdekörper passiert.

PSSM Fütterung

heuIm Vergleich zu anderen Erkrankungen bei Pferden sollte bei PSSM die Devise lauten: Qualität vor Quantität. Weniger dazu füttern, besser darauf achten das richtige Futter zu füttern. Vorteil ist, dass die Fütterung daher nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden sein muss. Wenn ein Pferd schon Symptome zeigt und erfolgreich entgiftet wurde, empfiehlt sich eine PSSM Diät: reichlich gutes Heu ganztägig zur Verfügung, so wenig lösliche Kohlenhydrate wie möglich, chromarm und ohne Phytoöstrogene (Algen und Luzerne!), Energie über Öl liefern und eine bedarfsgerechte Mineralstoff-, Vitamin- und Spurenelemente. Auch hier empfehlen wir Britta Vock und ihre Tiernaturheilkundeschule.

 

Grundsätzlich sollte vermieden werden:

  • Getreide (auch Hafer)
  • Melasse (bei Pellets)
  • Johannisbrot

– auf Grund von Stärke, Zucker und Kohlenhydraten.

  • Rote Beete
  • Buchweizen
  • Algen
  • Johannisbrot
  • Kresse
  • Bockhornkleesamen
  • Bierhefe
  • und div. Kräuter wie z.B. Brennessel

– auf Grund von Chrom und Phytohormonen, die den Insulinspiegel anregen.

Vorsicht bei Herstellerangaben auf Müslis o.ä.! Selbst wenn diese das Futter als PSSM-geeignet deklarieren, so ist das meist nicht der Fall. Ein Blick auf die Zutaten genügt. Oftmals wurde ein Futter für Cushing oder Hufrehe lediglich um die Diagnose PSSM ergänzt. Allerdings ist das nicht richtig!

Was kann außer Heu gefüttert werden:

Heucobs:

Heucobs eignen sich sehr gut um das Grundfutter aufzuwerten bzw. Reisschalenkleie zu mischen. Hierbei muss natürlich auf gute Qualität geachtet werden, genau wie beim Heu selbst.

Reisschalenkleie:

Für Pferde, die mehr leisten müssen und denen die Energiezufuhr allein vom Raufutter nicht reicht, kann Hafer durch Reisschalenkleie ersetzt werden. Reisfuttermehl ist frei von Gluten, arm an Stärke, reich an natürlichem Pflanzenfett und hochverdaulicher Rohfaser und eignet sich durch die extrem hohe Energiedichte zum kompletten Austausch von Getreide (bei Getreideunverträglichkeit) oder aber zur Getreide-Reduzierung bei der täglichen Fütterung. Reisschalenkleie hat im Gegensatz zu herkömmlichem Kraftfutter auf Basis von Hafer, Mais und Gerste einen sehr niedrigen Stärkegehalt. Ein Zuviel an Stärke belastet den Stoffwechsel in hohem Maße.  Die durchschnittlichen Werte des Stärkegehalts betragen: Hafer 56%, Gersten 63%, Mais 65%, Reiskorn 70%, Reisschalenkleie (Natusat) 4%. Man ersetzt 1 kg Hafer durch 500 Gramm Reisschalenkleie. Weitere Infos zu diesem Futter gibt es hier.

ACHTUNG! UPDATE September 2016: Private Analysen von Proben sowie die eigene Analyse der Firma Natusat hat ergeben, dass der Stärkegehalt mittlerweile in der Reisschalenkleie so hoch ist, dass das Futter für PSSMler derzeit nicht mehr zu empfehlen ist! 

Leinöl:

Das Futter kann mit Leinöl aufgewertet werden und damit der Stoffwechsel unterstützt. Allerdings sollte man vorher sicher sein, ob die Leberwerte des Tieres in Ordnung sind, da das Öl sonst eine zusätzliche Belastung wäre.

Grundsätzlich sollte ein PSSM Pferd täglich bewegt und eine reine Boxenhaltung vermieden werden. Dazu sollte die Fütterung dem Bedarf angepasst sein. Ein Pferd, das kaum arbeitet braucht auch nicht zwingend Kraftfutter! Aber dies gilt eigentlich nicht nur für PSSM Pferde, sondern auch alle anderen. Hat man ein PSSM-freies Pferd, das man falsch ernährt und hält, können ebenfalls Krankheiten wie Hufrehe, EMS oder Cushing auftreten.