Diese Jahr wird es erstmalig keine Fohlenmärkte für Noriker in Tirol geben. Die Fohlen lassen sich anderweitig besser verkaufen, daher ist der Verband zu dieser Entscheidung gekommen. Erfreulich, wie wir finden. Denn der Noriker hat ein besseres Image als das des „Schlachtpferdes“ verdient. Seit Jahren bemühen wir uns darum, die Menschen bzw. Züchter vor Ort zu überzeugen, von Märkten Abstand zu halten und anderweitig gute Plätze für ihre Fohlen zu finden -ohne Schlachtdruck. Für uns ist diese Entscheidung ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung und wir hoffen dass weitere Verbände nachfolgen. Der Geschäftsführer und Mitglied des Vorstandes des Noriker Zuchtverbandes Tirol, Ing. Johannes Fitsch, war bereit uns dazu ein Interview zu geben.
Noriker Ranch: In den letzten Jahren werden die Noriker auch in Deutschland immer bekannter und beliebter. Gerade als Sport- und Freizeitpferde, jenseits der klassischen Zucht. Wie reagiert der Zuchtverband Tirol auf diese Entwicklung?
J. Fitsch: Seit zehn Jahren bemühen wir uns durch Messeauftritte wie in Hannover auf der EUROtier und in Friedrichshafen auf der Pferd Bodensee, den Bekanntheitsgrad der Noriker zu steigern.
Noriker Ranch: Welches Zuchtziel steht derzeit für die Rasse im Vordergrund?
J. Fitsch: Es gibt nur ein Zuchtziel und dies ist klar im Zuchtprogramm der Norikerrasse, welches für ganz Österreich gilt, festgeschrieben. Es ist natürlich klar, dass sich die Norikerrasse an die aktuelle Entwicklung anpasst, dh. dass auch sehr sportliche Noriker in der Zucht Platz haben.
Noriker Ranch: Was ist Ihrer Meinung nach der optimale Weg, um Noriker zu verkaufen?
J. Fitsch: Da der Großteil der Norikerpferde im Freizeitbereich eingesetzt wird, gilt es hier neue Vermarktungswege zu finden. Der Freizeitreiter/-fahrer stellt andere Ansprüche als der Züchter. Daher ist es widersinnig auf die bisherige Art der Vermarktung über die traditionellen Versteigerungen zu pochen. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, ist es erforderlich, das Internet bzw. Facebook als Vermarktungsplattform zu nutzen. So können auf einfachstem Weg Bilder des Pferdes, seine Eigenschaften und sein Können einem breiten Publikum näher gebracht werden.
Noriker Ranch: Auch ein Noriker hat seinen berechtigten Preis aber viele drohen mit Schlachtung. Was sagen Sie zum Schlachtfohlen-Image und wie könnte man das ändern?
J. Fitsch: Geschlachtet wurden bisher hauptsächlich die Hengstfohlen. Diese finden jedoch neuerdings reißenden Absatz als Wallache. Diese Problematik ist daher vom Tisch. Es gibt jedoch immer noch Fohlen, die auf Grund einer Fehlstellung der Extremitäten bzw. gröberer gesundheitlicher Beeinträchtigungen geschlachtet werden müssen.
Noriker Ranch: Bieten Sie Möglichkeiten in Form von Informationsveranstaltungen an?
J. Fitsch: Unsere Züchter werden von uns durch Vereinsversammlungen, über die Tiroler Bauernzeitung, über das verbandseigene Infoblatt sowie über unsere Homepage und Facebook-Seite informiert. Unsere kammereigene Bildungseinrichtung (Ländliches Fortbildungsinstitut) bietet zu allen Themen der Pferdeausbildung und -haltung Spezialkurse an.
Noriker Ranch: Wären Sie bereit, mit seriösen Tierschutzvereinen zusammen zu arbeiten um Noriker Fohlen an gute Plätze zu vermitteln?
J. Fitsch: Prinzipiell arbeiten wir mit allen interessierten Norikerkäufern sehr gerne zusammen. Unser Ziel ist es jedoch, dass nur solche Interessenten Pferde einstellen, die auch in Lage sind, das Pferd artgerecht zu halten. Einige „retten“ Noriker, füttern sie wie Kleinpferde, werden den Anforderungen der Rasse nicht gerecht und halten diese in Hinterhöfen und Gatschkoppeln – das wollen wir doch alle nicht!
Noriker Ranch: Was ist Ihre Wunschvorstellung für die nächsten Jahre in Bezug auf die Rasse der Noriker?
J. Fitsch: Wir hoffen, dass der Aufwärtstrend weiter anhält und unsere Kunden viel Spaß und Erfolg mit ihren Norikerpferden haben. Da wir ja nicht viele Fohlen zu vermarkten haben, sollte es kein Problem sein, diese im deutschen Raum verkaufen zu können. Wenn es nach mir geht, sollte kein Fohlen unter € 1.200,– verkauft werden.
Noriker Ranch: Vielen Dank Herr Fitsch für Ihre Zeit und das informative Interview!
Unser Fazit
Fohlenmärkte bedeuten für viele gesunde und schöne Pferde die Endstation. Sie treten nämlich einer ungewissen Zukunft entgegegen. Seit wir die Liebe für die Noriker entdeckt haben, tat uns das immer besonders leid. Korrekte und tolle Pferde, die einfach nicht gesehen werden und im schlimmsten Falle beim Schlachter landen weil sie das falsche Geschlecht oder Farbe haben. Dahingegen bekommen wir viele Anfragen für ausgebildete Wallache, die aber noch sehr rar sind. Die Tatsache, dass Tirol nun als erstes Bundesland in Österreich keine Fohlenmärkte mehr abhält sondern den alternativen Verkauf unterstützt, begrüßen wir sehr. Es zeigt, dass die Bekanntheit der Rasse und die Nachfrage außerhalb der Zucht und des Fleisches deutlich gestiegen ist. Wir hoffen, dass dieser positive Trend sich weiter fortführen lässt. Dass Noriker geschlachtet werden, wird sich nicht vermeiden lassen. Die Anzahl der Fohlen, die das betrifft wird sich durch diesen Trend sicherlich verringern.
Ich finde es sehr gut,dass zumindest schon mal in Tirol die Versteigerungen gestrichen sind.Jetzt gilt es neue Vermarktungsstrategien zu finden und umzusetzen.Mittlerweile haben es auch ganz viele Noriker nach Norddeutschland geschafft.Ich selbst habe vor einem Jahr eine damals dreijährige Taurus Vulkan Tochter gekauft und bin restlos für zufrieden.Sie ist jetzt 4.5 Jahre und wird demnächst schonend eingeritten.Sie steht im OFFENSTALL und auf einer grossen Weide mit meinem Wallach zusammen.Ich kann wirklich vielen Menschen empfehlen einen Noriker zu kaufen.
Das ist toll, dass Sie bei dir ein schönes Zuhause gefunden hat!