Noriker Pferde werden in verschiedenen Hengstlinien aufgeteilt. Eine dieser Linien war schon kurz vor dem Aussterben- die Schaunitz-Linie. Bei manchen Menschen sind Pferde dieser Blutlinie sogar als potentielle „Problempferde“ verrufen, andere wiederum sind eingefleischte Fans der „Schaunitze“. Warum ist das so? Was macht diese Pferde anders und was gibt es zu beachten? Wir versuchen Euch darauf Antworten zu geben.
Geschichte der Schaunitz Linie
1984 war die Schaunitz-Linie nur noch mit drei Deckhengsten vertreten und damit kurz vor dem Aussterben. Die Blutlinie entstand ursprünglich in Kärnten, wo leichtere und temperamentvollere Pferdetypen im Gegensatz zum schweren Wirtschaftstyp bevorzugt wurden. Bereits im 17. Jhdt. gab es Einkreuzungsversuche mit Spaniern, Neapolitanern und Vollblütern bei den Norikern. Diese Einflüsse sind wohl heute in der Schaunitz und Elmar-Linie noch am deutlichsten zu spüren, denn die Tiere sind für Vorwärtsdrang, Sensibilität und Lebhaftigkeit bekannt. Der Begründer der Schaunitz-Blutlinie war ein Brauner und wurde 1896 geboren. In den 1960ern teilte sich die Schaunitz-Linie in einen H- und in einen Z- Zweig auf. Während die H-Linie als im Allgemeinen ausgeglichen beschrieben wird, so fällt gerade bei Nachkömmlingen der Z-Linie ein schäumendes Temperament auf. Uns ist aufgefallen, dass dies auch Pferde anderer Linien betrifft, wenn die Verwandschaft mütterlicherseits aus der Z-Schaunitz Linie kommt. Also kann auch ein „Vulkan“ diese Eigenschaften von seiner Mutter mitbekommen haben. Auf Grund ihrer sehr guten körperlichen Zuchteigenschaften und Eignung zum Freizeit- und Sportpferd, erfreut sich die Schaunitz-Linie immer mehr Beliebtheit. Allerdings haben wir auch in den letzten Jahren viele Probleme mit Pferden und Haltern dieser Linie beobachten können, warum wir auch nun diesen Artikel schreiben. Wir selbst haben einen sehr typischen Vertreter bei uns. Leo, eigentlich ein Vulkan, mütterlicherzeits nach Zeisig Schaunitz, erfüllt so manches Vorurteil. Dennoch ist er eines der besten Pferde, das man haben kann.
Typische Charaktermerkmale
Gleich vorab: natürlich ist nicht jedes Pferd gleich und natürlich handelt es sich hierbei ein Stück weit um Pauschalisierungen. Anders geht es bei Rasse- und Typbeschreibungen nicht. Es wird immer Ausnahmen von der Regel geben. Unsere eigenen Erfahrung, die von anderen Besitzern und Züchtern sowie die Erfahrung von Matthias Greye aus Pferdetrainings mit Norikern lassen diesen Grad der Pauschalisierungen allerdings durchaus zu und sollen Hilfestellung geben.
Die Ausbildung und Erziehung des Schaunitz-Charakters ähnelt einer Gradwanderung: eine harte Hand ist völlig kontraproduktiv. Hier wird das Pferd äußerst sensibel, beleidigt oder so aggressiv reagieren. Ungerechte Aktionen, an Stelle von sinnvoller Motivation, werden extrem empfindlich aufgefasst und können auch durchaus nachgetragen werden. Dazu kommt allerdings, dass das Pferd äußerst intelligent ist und gerne seine Grenzen und den Partner Mensch testet. Man muss also klare Grenzen aufzeigen, sich durchaus Respekt verschaffen aber nicht mit hartem Druck sondern Fairness arbeiten. Dabei bindet sich der Schaunitz meist in erster Linie an gewisse Vertrauenspersonen, für die er durch dick und dünn geht, bei anderen Personen kann er aber durchaus ablehnend und gegenteilig agieren. Sie suchen sich quasi ihre Menschen aus. Dabei zeigen sie recht deutlich wenn sie jemanden nicht respektieren, mögen bzw. vertrauen. Pferde sollten generell nie gebrochen werden, aber gerade bei einem Schaunitz wird man dabei extrem auf Granit beißen. Es handelt sich also um äußerst leistungswillige, temperamentvolle Pferde, die einen sehr eigenen und starken Charakter haben aber dennoch die Gelassenheit und Ruhe eine Kaltblutes führen. Wer einen Schaunitz zum Partner hat, kann sich glücklich schätzen.
Probleme mit einem Schaunitz?
Wann genau treten denn Probleme mit einem Schaunitz Noriker auf? Oftmals passiert das schon während der ersten Jahre in der Erziehung des Fohlens. Wenn der oder die Halterin nicht den richtigen Zugang zum Tier findet, sich keinen Respekt und Vertrauen verschaffen kann, so kann die Beziehung zwischen Mensch und Pferd durchaus problematisch werden. Beißen, Schlagen, Losreißen und Steigen- das alles sind typische Reaktionen. Oftmals wird darauf mit hartem Druck oder Dominanztraining reagiert, was das Verhältnis nur noch weiter erschwert und belastet. Umgekehrt ist die Duldung dieser Verhaltensweisen und das Aufgeben hier auch keine Lösung und wird es ebenfalls verschlimmern. Gerade ein Schaunitz reagiert äußerst sensibel auf die Art der Energie, die ihm entgegeben gebracht wird und spiegelt diese sofort wider. So kann es kommen, dass etliche Trainer und Ausbilder scheitern und das Pferd quasi abgeschrieben wird. „Problempferd“, „gemeingefährlich“, „sollte lieber zum Schlachter“ usw. sind Tipps von außen, die dann durchaus kommen können. Dabei handelt es sich im Grunde nur um ein Kommunikationsproblem. Gerade am Anfang kann man hier noch durchaus Abhilfe schaffen und etwas ander Situation ändern, wenn man Menschen an der Seite hat, die Erfahrung mit diesen Tieren haben und die für diese Situation richtigen Tipps geben können. Hopfen und Malz ist niemals verloren! Wenn es keine Probleme gibt, dann vertraut dir das Pferd und ihr habt eine gute Bezieung. In diesem Fall hast du einen verlässlichen, treuen und unglaublich loyalen Partner zur Seite, der für dich so ziemlich alles macht. Das kann man auch mit ehemaligen „Problem-Schaunitzen“ erreichen, wenn man es richtig angeht.
Wer sollte lieber keinen Schaunitz kaufen?
Niemand sollte Angst vor Schaunitzen haben oder auf Grund dieser Thematik Tiere aus dieser Linie pauschal ablehnen! Das wäre völlig falsch. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass man mit einem Schaunitz nicht das „typische“ Kaltblut bekommt. Wer also ein ruhiges und gemütliches Pferd sucht, das nicht viel Anspruch braucht, sollte hiervon absehen. Menschen, die wenig Erfahrung in der Erziehung von Pferden haben und vielleicht selbst unsichere Charaktere sind, sollten sich die richtigen Partner für die Ausbildung suchen. Dominanztraining oder typischer Beritt wie bei Warmblütern oder Quartern könnte nach hinten losgehen. Menschen die eine echte Bindung und tiefe Freundschaft zu einem Pferdepartner suchen, die natürlich, offen und ohne Voruteile an ein Pferd herantreten, die sind bei einem Schaunitz genau richtig.
Wer Fragen oder Probleme hat, kann sich gerne an uns wenden oder an Pferdetrainer Matthias Greye.
Da habt ihr meinen schaunitz sehr schön erklärt und dafür liebe ich ihn ❣️
Danke! Wir lieben unseren „Affen“ auch sehr!
Ich kann nur sagen Auf den Punkt getroffen!
Mein Schaunitz nach Zirkon ist 1 zu 1 beschrieben!
Und wirklich nicht abschrecken lassen 4,5 Jährig völlig roh (auch kein Halfter/Hufe/Putzen etc.) Kam er zu mir als mein erstes Pferd nach 7 Tage RB
Wer Empathie zum Pferd hat kann schnell erkennen was der richtige Weg ist!
Nun ist er das einzige Pferd im Stall was von der Wiese galoppiert kommt wenn ich ihn holen möchte.