Auch ein Kaltblut hat ein Recht auf alternativen Hufschutz! Es halten sich immer noch hartnäckig die Gerüchte, dass Kaltblüter unbedingt Eisen brauchen, nicht barhuf laufen können und alternativen auf Grund der Hufgröße und des Gewichts sowieso nicht halten oder etwas bringen. Mittlerweile gibt es allerdings genügend sehr gute Alternativen. Aktuell sind zwei abnehmbare Hufschutzsysteme mit Klett auf den Markt gekommen, die wir selbst getestet haben. Aber dazu muss man noch etwas zum Thema Beschlag ausholen.

Kann ein Kaltblut barhuf laufen?

Das Lauftier Pferd ist mit leistungsfähigen Hufen ausgestattet, da es in der Natur täglich 10 – 40 km auf verschiedenen Untergründen zurücklegen muss. Die meisten Hufprobleme entstehen durch falsche Haltung, Fütterung oder Bearbeitung. Eisenbeschlag war in der Vergangenheit notwendiges Übel um den großen Abrieb der Hufe der Arbeitspferde entgegenzuwirken. Mittlerweile gibt es bessere Alternativen für Hufschutz. Gesunde Hufe sind ein Resultat von gesunder Fütterung, Hufbearbeitung und Pflege nach dem Vorbild der Natur. Jedes Pferd kann im Grunde barhuf laufen. Auch ein Kaltblut! Das A und O ist eine korrekte und gute Hufbearbeitung, die auf eine optimale Sohlenwölbung und Hufbalance abzielt. Auch sollten die Bearbeitungsintervalle nicht zu lang sein. Eine Umstellung von Beschlag auf barhuf kann langwierig sein und erfordert Geduld, aber es lohnt sich.

Eisenbeschlag ist gut für den Menschen aber nicht für das Pferd

Es ist in den seltensten Fällen besser für das Pferd einen Eisenbeschlag anzubringen. Denn ein Beschlag macht sich selbst auf Dauer notwendig. Wenn Pferde starke Belastung haben, dann macht der Beschlag Sinn, da er zu großen Abrieb verhindert und die Bearbeitungsintervalle für die Hufe länger sind. Das Hufwachstum wird aber nicht gefördert oder unterstützt. Das wusste man auch schon im 19. Jahrhundert:

Der Hufbeschlag ist eigentlich nur das Mittel, den möglichst großen Nutzen aus den Pferden zu ziehen; …Ob der Hufbeschlag das Mittel ist, die Hufe gesund zu erhalten, das ist eine Frage, die man füglich verneinen kann; denn die Erfahrung hat gelehrt, dass, je länger das Beschlagen bei einem Pferde angewendet wird, namentlich auch je früher die Tiere beschlagen werden, ein umso nachteiligerer Einfluss auf die Hufe ausgeübt wird Groß, J. : Lehr- und Handbuch der Hufbeschlagskunst(1861)

Weiterhin sollte man nicht vergessen, dass der Pferdehuf hochflexibel und stark durchblutet ist. Durch ein Eisen gibt es quasi keine Dämpfung mehr. Daraus resultieren langfristig Schäden und größerer Verschleiß am Bewegungsapparat. Gerade bei Kaltblütern kommt hier noch das Gewicht dazu. Heutzutage möchte man seinen Pferdepartner aber nicht einfach nur bestmöglich „nutzen“ können, sondern möglichst lange etwas von ihm haben. Für die Umstellung von Eisenbeschlag auf Alternativen spricht also einiges. Es gibt mittlerweile viele Alternativen, die diese Umstellung unterstützen und einfacher machen. Das auch für Kaltblüter. In diesem Video kann man den Unterschied von Eisen und Kunststoff sehr gut sehen:

Hufschutz mit Klett- kann das halten?

Nun aber zu den neuen Systemen von Goodsmith und Megasus, die aktuell in der Pferdewelt heiß diskutiert werden. Wir haben uns beide Systeme genau angeschaut und sie durch Matthias Greye fachmännisch anbringen lassen.

Goodsmith – innovativer Hufschutz für jede Hufform

Quelle Goodsmith

Der Goodsmith ist ein Hightech Hufschutz, dessen Laschen mit Industrieklett am Huf angebracht werden. Er kann damit nach Belieben an- und abgenommen werden und muss nicht permanent am Huf bleiben. Ähnlich wie ein Hufschuh. Der Goodsmith besteht aus einer Grundplatte, die an den jeweiligen Huf angepasst und zugeschnitten wird. Ebenso wie die Klettlaschen. Hier kommt die Besonderheit: die Klettlaschen können ebenfalls individuell zugeschnitten werden und an die Hufform angepasst werden. Das ist sehr praktisch, gerade bei besonderen Hufformen. Anschließend werden die Laschen an die Grundplatte geschweißt. Am Pferdehuf selbst wird nach der Hufbearbeitung der Industrieklett angebracht. Dazu ist vor allem eine saubere Arbeit wichtig. Ein Primer verhilft zu besserer Haltbarkeit und der Klebstoff der Klettlaschen kommt aus dem Bereich der Humanmedizin. Ist also völlig unbedenklich für den Huf. Das Klettsystem ist nicht mit dem Klett aus dem Textilbereich vergleichbar. Es ist erheblich leistungsfähiger und wird auch im Fahrzeugbau verwendet. Man merkt das schon deutlich, wenn man die Laschen am Huf befestigt, wie kräftig dieser ist. Für die Zeiten, in denen das Pferd den Hufschutz nicht benötigt, gibt es Schutzkappen für den Klett. Somit wird die Haltbarkeit verlängert und, wie der Name schon sagt, vor Schmutz geschützt. Wer also Klett vergammeln lässt, sollte sich nicht darüber wundern, wenn der Hufschutz nicht hält. Der Vertrieb des Goodsmith läuft ausschließlich über zertifizierte Partner. Das bedeutet, dass Hufpfleger, Hufschmiede usw. zunächst in einem Workshop genau in das System und dessen Montage eingewiesen werden, bevor sie ans Pferd gebracht werden. Das hat den großen Vorteil, dass durch fachmännische Anbringung, die Leistungsfähigkeit des Hufschutz erst voll ständig zu Tragen kommen kann. Hier können kleine Fehler schon die Haltbarkeit und Nutzbarkeit beeinträchtigen ohne dass das Produkt fehlerhaft ist. Auf der Website des Herstellers werden zertifizierte Partner gelistet und ständig aktualisiert. Hier könnt Ihr nachsehen, wer in Eurer Nähe Partner von Goodsmith ist. Kostentechnisch liegt man in etwa gleich mit Hufschuhen. Die Haltbarkeit dürfte ähnlich oder sogar länger sein. Das kommt natürlich auch auf die Intensität der Nutzung an. Die Kletts kann man selbst allerdings auch jederzeit sehr einfach erneuern. Wir haben den Goodsmith mit Noriker Stute Lisa und Noriker Wallach Leo getestet. Nach anfänglicher Eingewöhnungszeit sind die Pferde losgelöst und freudig gelaufen. Alles hat gehalten, in allen drei Gangarten. Bergauf, bergab und auch durch unwegsames Gelände. Wir sind sehr zufrieden und die Pferde auch. Vor allem wegen der flexiblen Anpassungsmöglichkeiten an verschiedene Hufformen und Probleme.

Probelauf mit den Goodsmith👍 (natürlich kommt dann ein Auto)Wer sich für diesen Hufschutz interessiert kann sich gerne bei mir melden!

Gepostet von Matthias Greye – Pferdetrainer am Samstag, 1. September 2018

Megasus Horserunners – Sportschuhe für Pferde

Auch das Megasus – System besteht aus einer Grundplatte, die individuell an den Huf angepasst wird und Laschen mit Klett, die am Huf befestigt werden. Auf den ersten Blick sehr ähnlich, aber doch gibt es Unterschiede zum Goodsmith, außer der auffälligen Farbkombi Orange/Blau. Die Laschen beim Megasus werden nicht angeschweißt sondern an die dafür vorgesehene Position in der Grundplatte eingeklippt, die Überstände werden anschließend glatt geschliffen. Die Clips selbst sind steifer als beim Goodsmith und verbleiben in einer leicht schrägen Position. Das Klett am Huf wird im Grund genauso wie beim Goodsmith angebracht.

Den Megasus kann man bequem im Online Shop bestellen. Allerdings sollte man auch hier auf eine Fachmännische Anbringung zurückgreifen. Das System ist sehr durchdacht aber nicht so einfach zu montieren, wie man es vielleicht angenommen hat. Spätestens nach Studieren der Bedienungsanleitung hat man als Laie irgendwie keine Lust mehr und auch wenig Hoffnung, dass man das halbwegs hin bekommt. Im Internet haben sich bereits einige Menschen beschwert, dass die Megasus nicht halten. Dies dürfte wohl in erster Linie mit Fehlern bei der Anbringung zu tun haben. Bei Pferden mit speziellen Hufformen wie z.B. sehr flachen Hufen, untergeschobenen Trachten usw. könnte es mit dem Megasus Probleme geben. Da die Clips immer an der gleichen Position sitzen hat man hier nicht viel Spielraum. Dazu kommt, dass der Platz am Huf „eng“ werden könnte.

Wir haben den Megasus mit Noriker-Stute Laura getestet und er hat wunderbar in allen drei Gangarten und bisher auf jedem Ausritt gehalten. Auch die Schutzkappen für den Klett haben sogar im Offenstall gehalten und für Sauberkeit gesorgt.

Laura musste sich erst noch etwas an den neuen Hufschutz gewöhnen, aber schon am Ende des ersten Ausritts bemerkte sie wohl selbst die Vorteile. Seit dem läuft Sie tatsächlich als hätte sie Turnschuhe an. Sie ist sehr lauffreudig, schnell und macht raumgreifendere Schritte. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und werden sie mit Laura weiterhin verwenden. Sie hat aber auch wirklich die perfekte Hufform für das System.

 

 

Unser Fazit- wer gewinnt?

Welches System ist denn nun insbesondere für Kaltblüter besser geeignet? Kurz gesagt: BEIDE. Allerdings kommt es auch hier auf die Hufgröße und Form an. Bei den Goodsmith kann man bisher bis ca 17 cm Hufbreite arbeiten. Für Kaltblüter mit größeren Hufen gibt es aktuell noch keine Grundplatten. Je nach Nachfrage könnten diese aber noch kommen. Da das System gerade erst auf dem Markt gekommen ist, ist nachvollziehbar, dass Nieschen noch nicht bedient werden können. Die Megasus gibt es bis 20 cm Breite. Allerdings ist die Klettversion aktuell nur bis 14 cm lieferbar (Stand September 2018). Wir hatten die größere Variante im Test und denken auch, dass diese nachproduziert werden. Alternativ könnte man hier auf die Klebeversion zurückgreifen, die allerdings eher als permanenter Hufschutz gedacht ist.

Auch für den Goodsmith wird es noch eine Klebevariante für den Dauergebrauch geben. Bei Flachen Hufen, oder anderen problematischen Hufformen würden wir eher den Goodsmith mit seiner Flexibilität empfehlen. Für den typischen Noriker Huf ist der Megasus auch bestens geeignet und hat sich bewährt. Der Abrieb ist bei beiden trotz KB Gewicht von 750 – 900 kg minimal und nicht schlechter als bei einem Eisen. Dafür hat der Pferdehuf aber Stoßdämpfung und Flexibilität, was man den Pferden deutlich angemerkt hat. Wir gehen davon aus, dass wir den Hufschutz noch auf einigen Ausritten nutzen können.

Wer also auf der Suche nach einer Alternative für Hufschuhe ist oder sich den Übergang zu barhuf erleichtern möchte, der ist bei beiden Systemen auch mit einem Noriker gut beraten. Wer einen permanenten Hufschutz haben möchte, z.B. zur Rehabilitation o.ä. sollte allerdings definitiv auf die Klebevarianten zurückgreifen.

Gebt doch auch Eurem Pferd die Chance, ohne Nägel im Huf und Eisen auszukommen. Es lohnt sich!

Mit #Norikern bergauf über Stock und Stein. Goodsmith und Megasus Horserunners halten! 👍#hufschutz

Gepostet von Noriker Ranch Allgäu am Donnerstag, 13. September 2018