PSSM/1

PSSM/1 ist ein großes Thema geworden in der Norikerzucht. Es handelt sich dabei um einen Gen-Deffekt, der bei Westernpferden, Tinkern, Kaltblütern und anderen Rassen verbreitet ist.

PSSM/1

PSSM ist ein großes Thema geworden in der Norikerzucht. Es handelt sich dabei um einen Gen-Deffekt, der bei Westernpferden, Tinkern, Kaltblütern und anderen Rassen verbreitet ist. Das ist zwar nicht neu, allerdings aktuell hoch diskutiert. Spätestens seit 2014 alle Noriker Zuchthengste getestet werden mussten und ihr PSSM/1-Status mit ausgewiesen werden muss bzw. die Tiere aus der Zucht genommen wurden, scheint PSSM omnipräsent.

Was ist PSSM/1?

PSSM = Polysaccharid-Speicher-Myopathie ist ein Gendefekt der symptomatisch werden kann oder auch ohne Symptome verlaufen kann. Im Fall der Fälle wird Mehrfachzucker nicht (komplett) verstoffwechselt, sondern in den Muskelzellen gespeichert: amylaseresistente Einschlüsse entstehen. Schlussendlich magern betroffene Pferde trotz augenscheinlich ausreichender Fütterung (mit Kraftfutter) ab. Dazu können Kreuzverschlag-ähnliche Symptome und Steifheit und Zittern der Muskeln kommen. Es handelt sich also um eine Kohlenhydrat-Stoffwechsel-Störung. Symptome entstehen meist erst bei zu viel Fütterung mit vergleichbar zu wenig Leistung. Das ist allerdings ein allgemeines Problem der Pferde heutzutage. Hufrehe, EMS und Cushing sind weitere Probleme, die dabei entstehen.

PSSM1 kann durch einen Gentest mit einer Haarprobe oder Blut nachgewiesen werden. PSSM2 jedoch nur durch eine Muskelbiopsie (siehte Update unten). Beides sind unterschiedliche Gendefekte, die unabhängig voneinander sind.

Es wird unterschieden zwischen: n/n = negativ, n/pssm= Einzelträger des Gendefekt, Tier vererbt zu 50% den Defekt weiter, pssm/pssm= Doppeträger des Gendefekts, dieser wird zu 100% weiter vererbt. Der Noriker Zuchtverband hat sich im Jahre 2014 entschlossen, alle Hengste die Doppelträger sind, aus der Zucht zu nehmen und den Status generell auszuweisen. Allerdings betrifft das nicht Stuten!

Was bedeutet das also für die Zucht? Warum werden nicht pauschal alle Pferde mit diesem Gen-Defekt aussortiert? Die Antwort darauf ist simpel: weil dies die Blutlinien extrem einschränken würden und andere unerwünschte Zuchtergebnisse auf Grund von zu enger Zucht mit sich bringen würde.

Allerdings sollten auch Stuten getestet und genau abgewägt werden, welche Tiere miteinander verpaart werden, um langfristig das Vorkommen des Gendefekts aus der Zucht zu bekommen. Bei Quartern wurde hier rigoroser vorgegangen, allerdings ist diese Rasse die zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt und nicht mit der seltenen Rasse Noriker zu vergleichen. Diese Grafik vom Zuchtverband zeigt, welche Wahrscheinlichkeiten bei verschiedenen Verpaarungen bestehen, den Gendefekt zu vermeiden.

Update 2019/2020:

Ab sofort kann man über Equisec bzgl. PSSM 2 und andere Myopathien einen Myopathie Panel Test auf PSSM2/MFM  (P2, P3, P4, Px, P8, K1)durchführen lassen. 

Stigma PSSM?

Vor 2014 hat sich kaum jemand für den PSSM Status eines Norikers interessiert, geschweige denn gewusst, worum es sich handelt. Dann wurde auch der Status der Tiere auf den Märkten ausgezeichnet, was die Diskussion weiter verschärft hat. Menschen können damit nichts anfangen, haben Ängste und lehnen diese Tiere von Anfang an ab. Es scheint sogar so, als würde nur noch auf den PSSM Status der Tiere geachtet und nicht mehr auf Korrektheit des Körperbaus, die Qualität der Hufe oder andere wichtigen Merkmale für die Gesundheit der Pferde. Wir haben selbst unsere Tiere getestet und haben sowohl n/pssm und n/n Stati dabei nachweisen können. Den Pferden selbst merkt man dabei nichts an bzw. hätten wir nicht vermuten können, welche der Tiere den Gendefekt tragen und welche nicht. Allerdings haben wir auch schon immer darauf geachtet, unseren Pferden nicht unnötiges Kraftfutter oder ähnliches zu Füttern. Viel gutes Heu, Weide, kein Übergewicht und angepasstes Mineralfutter ist alles, was sie brauchen um gesund zu sein und zu bleiben. Und das ist unabhängig vom PSSM-Status.

Wir möchten PSSM nicht verharmlosen. Symptomatische Pferde können wirklich ernsthafte Probleme bekommen und das ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist es nicht gut, PSSM als Hauptaugenmerk bei der Auswahl eines Pferdes zu nehmen. Es ist gut zu wissen, denn dann kann man entsprechend reagieren, falls Probleme auftreten. Aber das Gesamtbild sollte nicht außer Acht gelassen werden. Auch PSSM negative Pferde können bei falscher Haltung und Fütterung ernsthafte Krankheiten entwickeln. Viele Zuchthengste, die diesen Gendefekt tragen sind mittlerweile schon in einem stolzen Alter und haben nach wie vor keine Probleme. Verrichten schwere Arbeit beim Kutsche fahren oder Holzrücken. Das Stigma PSSM beurteilen wir kritisch, da es der Rasse einen negativen Touch verpasst, den sie eigentlich nicht verdient hat.

N/PSSM 1 Träger Leo in Aktion

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